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Der Codex Rotundus findet aufgrund seiner runden Form weltweit lediglich ein weiteres Mal seinesgleichen. Wie ein im frühen 13. Jahrhundert entstandener und heute in der Pariser Nationalbibliothek aufbewahrter Codex, wurde das Brügger Stundenbuch von Anfang an zwar als Rund konzipiert, aber erst etwa 200 Jahre nach seiner Entstehung vom Buchbinder in diese Form gebracht.

Bei seiner Fertigung wurde es zuerst auf viereckige Pergamentlagen geschrieben und auch gebunden. Zwei Schließen hielten den vorderen Buchschnitt zusammen. Erst im 18. Jahrhundert wurde die kreisrunde Form, für die das Buch gedacht war, verwirklicht. Das stellte den Buchbinder auf eine harte Probe, musste er dabei doch mit einer denkbar kleinen Fläche auskommen, um die Grundform nicht zu beeinträchtigen und zugleich die Holzdeckel mit dem Buchblock stabil zu verbinden.

Die Schließen sind nach verschlungenen Buchstaben geformt, die Adolf von Kleve als persönliches Kennzeichen immer wieder verwendete, denn am burgundischen Hof war die Verrätselung von Initialen eine populäre Modeerscheinung. Bis heute konnte die Buchstabenkombination in den Schließen nicht eindeutig aufgelöst werden. Weil dieselben Zierbuchstaben einige Bordüren eines anderen Stundenbuchs aus Adolfs Besitz schmücken, die sich heute in Baltimore befinden, ist sicher, dass sich sowohl die Initialen in den Schließen (wie auch das beschädigte Wappen am Beginn des Stundenbuches) auf Adolf von Kleve beziehen.